Christian Drathschmidt kann als „Dachs“ der ersten Stunde bezeichnet werden. Seine Eltern gründeten einst den Sporttreff Karower Dachse als eine von sieben Familien im Jahr 1999. Seitdem ist Christian im wahrsten Sinne des Wortes mit „am Ball“. Angefangen als aktives Vereinsmitglied, fand der zweifache Familienvater – dessen Kinder natürlich aktiv bei den Dachsen sind – seinen Weg im Verein. Angefangen vom Sporthelfer über den Sportassistenten bis hin zum C-Trainer Breitensport hat sich der Fußballverrückte ständig weiterentwickelt. Die Fußball-Sparte der Karower Dachse ist eng mit seinem Namen verbunden, da er hier alle Altersklassen im wöchentlichen Training begleitet.
Christians Weg bei den Karower Dachsen ist für ihn dabei sinnbildlich für viele junge Menschen. Entsprechend möchte er als Jugendwart die Jugendlichen auf ihrem Weg begleiten und entwickeln. Seit September 2021 ist Christian Ansprechpartner für alle Jugendliche und junge Erwachsenen. Ob als Kummerkasten oder als Eingangstor für Ideen – Christian hat immer ein offenes Ohr. Das Vereinsleben funktioniert nur, wenn junge Menschen sich auch in Zukunft einbringen. Dies umzusetzen, sieht Christian als sein Auftrag an.
Im Vereinsinterview stellen wir euch den Jugendwart des Sporttreff Karower Dachse vor…
Hallo Christian, wie bist du denn Jugendwart bei den Karower Dachsen geworden?
Christian: Jugendwart bin ich erst seit September 2021. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich es schon zwei Jahre mache. Mir macht die Arbeit mit Jugendlichen total viel Spaß. Zudem ist es immer schön junge Menschen kennenzulernen, die motiviert sind. Ich will dabei ein ständiger Ansprechpartner für sie sein. Mir wurde damals das Vertrauen für das Amt durch den Vorstand geschenkt. Meine Intention bei der Ausübung des Amtes ist es, dass dieser Verein unendlich alt wird. Das habe ich damals auch bei meiner „Antrittsrede“ gesagt.
Welche Aufgaben hast du als Jugendwart?
Christian: Es ist immer wichtig im Blick zu haben, wer im Verein ist und wer nachkommt. Ein Verein lebt von der Jugendarbeit. Das habe ich an meiner eigenen Geschichte gesehen. Es geht immer weiter. Denn wenn sich keiner kümmert, wird es schwierig. Mich haben in der Vergangenheit viele Sachen fuchsig gemacht. Bei Festen oder Feiern haben immer dieselben Leute geholfen. Von September bis zum heutigen Tag haben wir schon einen guten Zulauf von Jugendlichen.
Alle können bei Problemen zu mir kommen, was auch einige machen. Ich denke ich kann dem Verein und die Jugendlichen damit unterstützen und ein Vereinsgefühl wieder aufleben lassen. Und natürlich können auch Freundschaften entstehen und der Zusammenhalt weiter wachsen. Ich hoffe in Zukunft bei den Festen, dass die Jugend unserer Dachse gerne dabei ist, weil der Verein ein Treffpunkt für Freunde ist.
Über Tigers, SV Karow bis zum Dachs
Wie bis du eigentlich ein Dachs geworden?
Christian: Da muss ich ein wenig ausholen (lacht): Die Geschichte der Karower Dachse ist auch ein wenig meine Geschichte. Mein Vater wollte damals im Kiez etwas bewegen und hat die Karower Tigers gegründet. Das war eine Schul-AG der Grundschule im Panketal. Man hat schnell gemerkt, dass der Kiez und die Region wächst. Es gab vor allem damals viele Kinder, die Fußball spielen wollten. Mit der Unterstützung anderer Familien und Sponsoren wurde so 1996 der SV Karow gegründet. Mein Vater war damals Trainer. Eigentlich kam er aus dem Handball. Aber da ich Fußball spielen wollte, hat er eben Fußball-Training gegeben. Ich war aber für alle Ballsportarten zu begeistern. Bei der Gründung der Karower Dachse war dann meine Mutter sehr engagiert – wie auch die ganze Familie. Damals waren sieben Familien involviert, u.a. meine Familie mit den fünf Geschwistern. Alle waren im Verein aktiv und dabei. Da ging es neben all den anderen Dingen immer um den Verein. Unser Telefon stand nie still. Ich selber habe dann nach und nach meine Lizenzen gemacht. Vom Sporthelfer zum Sportassistenten bis 2006 zum C-Trainer Breitensport Kinder & Jugend. Außerdem habe ich auch noch meinen Hockey-Schein gemacht. Aber dann fehlte mir hier persönlich die Zeit, um auch noch Hockey aktiv zu betreuen.
Und wie kam es, dass du überhaupt Trainer geworden bist?
Christian: Seit dem ich Jugendlicher bin, hatte ich immer Berührungspunkte auch mit der Tätigkeit als Trainer. Was heute unsere Sporthelfer machen, habe ich damals auch gemacht. Ich habe immer mehr gewollt und mich über die Ausbildung zum eigenständigen Trainer entwickelt.
Dein Herz schlägt vor allem für den Fußball. Wie entstand diese Liebe?
Christian: Ich habe in meiner aktiven Fußballzeit bei verschiedenen Vereinen gespielt – SV Karow, SG Blankenburg und Blau-Weiß Buch. Meine prägendste Zeit hatte ich aber bei der Charity Mannschaft von Hertha BSC. Da hatte ich viel mit den Profis zu tun. Wir haben Turniere für den guten Zweck gespielt und somit was für Jugendliche, Menschen mit Behinderungen oder Menschen, den es nicht so gut geht, getan.
Und welchen Lieblingsverein hast du?
Christian: Mein Fanherz
schlägt aufgrund meiner Zeit bei Herthas Charity Mannschaft ein bisschen
mehr für die Hertha. Aber ich habe auch viele Freunde, die es mit Union
halten. Ich fiebere mit beiden Vereinen mit. Ich bin einfach sehr
verliebt in meine Stadt, in der ich schon sehr lange lebe und in der ich
geboren bin. Ich bin durch und durch Berliner und deshalb beiden
Fußballvereinen sehr nah. Deshalb bin ich auch froh, dass beide in der
1. Liga spielen. In meiner Schulzeit war Borussia Dortmund mein
Lieblingsverein. Die Jahre, in denen ich begonnen habe Fußball zu
spielen, waren die großen Jahre vom BVB. Die Mannschaft, die damals 1997
die Champions League gewonnen hat, war schon eine besondere Mannschaft.
Mein Trikot hatte ich mir damals mit Paulo Sousa in Dortmund beflocken
lassen. Damals war ich auch oft im Westfalenstadion.
Früher „Schönspieler“ – Heute Teamplayer
War Paulo Sousa damit auch dein Lieblingsspieler oder gibt es noch andere Vorbilder für dich?
Christian: Ich fande schon immer die südamerikanischen Ballkünstler sehr gut – leider auch zum Leid meiner Trainer (lacht). Die Brasilianer wie Rivaldo, Ronaldo, Romario, Roberto Carlos aber auch Maradona mit einer Mega-Geschichte kommen mir da in den Kopf. Aber auch das magische Dreieck um Giovane Elber, Krasimir Balakov und Fredi Bobic fand ich super. Die Künstler am Ball haben mich damals beeindruckt und ich habe versucht mir viel von ihnen abzuschauen. Ich wollte selber lieber Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei spielen statt den schnellen Pass. Schönspielen war für mich wichtig. Statt eines Kopfball habe ich lieber ein Fallrückzieher angesetzt, statt Brechstange lieber zwei Spieler ausgetanzt und das Ding selber machen. Im Rückblick tut es mir leid für meine damaligen Trainer – zumal ich ja jetzt mitfühlen kann. Heute bin ich vom Kopf her weiter und weiß wie wichtig Teamplay ist. Mein fußballerisches Denken hat sich sehr gewandelt.
Teamplay ist auch bei den Karower Dachsen wichtig. Es heißt auf der Homepage „Der außergewöhnliche Sportverein im Norden Berlins“. Was ist für dich besonders an den Dachsen?
Christian: Die Geschichte der Karower Dachse ist sehr besonders. Sie haben schon einige Höhen und Tiefen durchgemacht. Es ist ein riesengroßer Breiten-Sportverein, der auch mal klein war. Dank vieler Menschen, die was bewegen wollen und sich dahinterklemmen, ist er sehr stark gewachsen. Wir haben ein großes Sportangebot und eine ebenso große Nachfrage. Die Qualität spielt bei uns immer eine große Rolle. Für wenig Geld gibt es bei uns ganz viel Sport. Aus Krisen haben wir immer versucht was zu lernen und das Beste daraus zu machen. Der Zusammenhalt war immer da. Es ist eine Erfolgsgeschichte und sicher mal einen Kinofilm wert (lacht). Es ist etwas einfach was tolles für das nördliche Randgebiet in Berlin. Wir sind überhaupt nicht unbekannt und haben Preise gewonnen, weil wir sie auch verdient haben.
Bei all der Lobpreisung für den Verein. Gibt es auch noch Ziele? Wie sieht die Zukunft aus?
Christian: Wichtig ist, dass immer der Zusammenhalt da sein sollte. Der Verein soll wachsen und bestehen bleiben. Als kleine Familie wollen wir ganz groß weitermachen. Ich will auch mal wieder Jugendliche zu Ausbildungen schicken. Weil auch hierdurch wächst die Qualität im Verein. Durch meine Arbeit im Krankenhaus sehe ich jeden Tag wie wichtig Wissen ist. Wissen schafft Macht.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass der Aufwärtstrend weitergehen soll. Wir wollen wachsen und unsere Herausforderungen gemeinsam meistern. Wir sollten dabei liebevoll und achtsam miteinander umgehen. Sicher gibt es auch mal Streit. Aber daraus sollte man Gutes ziehen und sich wieder vertragen. Ich hoffe auf Freundschaften und ein tolles Miteinander. Es soll eine unendliche Geschichte werden…
Ein super Schlusswort! Danke Christian für das Interview…