„Floorball“ ist bei den Karower Dachsen ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Denn diese (nicht nur) in Deutschland noch recht junge Sportart bietet eben nicht jeder x-beliebige Verein an. Seit 2019 gehört die fetzige Teamsportart mit dem markanten Lochball zum Angebot unseres Nordberliner Breitensportvereins. An der Entwicklung maßgeblich beteiligt sind „Gründungsvater“ Dennis Hayungs und Trainer Martin Paff. Seit Anfang des Jahres 2024 sind beide für den jüngst aus dem Ballsportbereich als eigene Sportabteilung ausgegliederten Bereich verantwortlich.
Grund genug, bei den beiden Familienvätern einmal nachzufragen, uns Einblicke in die Sportart zu liefern, ihren Weg zum Floorball zu schildern und ihre Ideen für die weitere Entwicklung des Bereichs bei den Karower Dachsen vorzustellen.
Was ist Floorball? Was zeichnet die Sportart aus? Was sind die Besonderheiten (Regelwerk, etc.)?
Dennis: Floorball ist in den 1970er Jahren als eine Variante des Hallenhockeys bzw. Eishockeys entstanden. Sie unterscheidet sich durch leichtere Schläger, was die Verletzungsgefahr deutlich senkt, und wird in der Halle gespielt. Floorball war anfangs eine Sommervariante für Eishockeyspieler. Es gibt übrigens verschiedene kleine Legenden, wie der Sport denn genau entstanden sei. Anfangs wurde er vor allem in Skandinavien gespielt. Zusammen mit der Schweiz und Tschechien sind das bis heute die starken Floorballnationen. Vor allem in Schweden und Finnland ist Floorball stark vertreten.
In Deutschland kam der Sport Mitte der 1990er Jahre langsam auf. Das Regelwerk ist auf Fairness ausgerichtet, bei dem harte Körperkontakte nicht geduldet werden. Stockschläge werden geahndet, Schubsen oder Bodychecks sind im Vergleich zu anderen Sportarten nicht erlaubt. Aber man kann den Sport durchaus etwas körperbetonter spielen, aber immer im Rahmen des Regelwerks. Die Regel als solches sind recht einfach und überschaubar, sodass jeder ganz schnell in den Sport findet. Geschicklichkeit im Umgang mit dem Schläger, Übersicht über das Feldgeschehen und Teamgeist zeichnen den Sport aus. Insgesamt ist Floorball ein fairer, vor allem technischer Sport und immer rasanter Sport, was gerade Kids und Jugendliche sehr schätzen. Floorball hieß früher im deutschsprachigen Raum „Unihockey“, was vielleicht einige schon mal gehört haben. Mittlerweile heißt der Sport nur noch in der Schweiz so.
Wie seid ihr persönlich zum Floorball gekommen?
Dennis: Bei mir ging es 1997 los. Ich hab relativ spät mit dem Vereinssport angefangen. Ich hab damals nach irgendwas wie Hockey gesucht. Dann bin ich in einem Verein in Berlin-Hellersdorf über Unihockey gestolpert. Anschließend bin ich nicht mehr von der Sportart weggekommen. Später habe ich mehrfach Abteilungen in anderen Vereinen gegründet, war in Norddeutschland unterwegs und habe in diversen Ligen gespielt. Und so spiele ich bis heute noch aktiv. Der Sport hat mich nie losgelassen!
Martin Paff: Ich selbst habe als Kind und Jugendlicher Feld- und Hallenhockey gespielt . So kam ich am Ende meiner Grundschulzeit über ein Probetraining eines Vereins zu dieser Sportart, was auch bei uns künftig noch häufiger der Einstieg zum Floorball bei den Karower Dachsen werden soll. Dann habe ich mehrere Jahre Hockey in einem bunten Verein in meiner Heimatstadt Hamburg gespielt. Als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich nach einem Hockeyverein im Norden der Stadt gesucht, was aber gar nicht so einfach war. Der einzige Verein in der Nähe, im Prenzlauer Berg, war komplett überfüllt und auch bei uns in Karow gab es zu der Zeit leider kein Hockeyangebot (mehr). Dann hat unser Sohn vor ein paar Jahren eher durch Zufall den Weg zum Sonntagstraining im Floorball gefunden. Das fand ich natürlich sofort cool, da es dem Hallenhockey schon sehr ähnlich ist. Schnell hatten mein Sohn und auch ich Feuer gefangen. Denn sonntags haben sich die Eltern, die die Kinder zum Sport brachten, kurzerhand parallel zum Spielen zusammengefunden, was bis heute so ist!
Wie seid ihr bei den Dachsen gelandet? Wie ist die Geschichte der Floorball-Dachse?
Dennis: Im Prinzip haben mich meine Kinder zu den Dachsen gebracht. Damals hatten wir ein Sportangebot in Blankenburg, Karow oder Buch für sie gesucht. Aber es hatte alles nicht so richtig gepasst. Dann hatten wir die Idee, selber nochmal eine Floorballgruppe aufzumachen – und kamen so zu den Karower Dachsen. Zufällig wurde kurz davor eine Hockeygruppe bei den Dachsen aufgelöst. Damit passte es thematisch ganz gut. Das war 2019. Ich freue mich, dass wir Floorball bei den Dachsen entwickeln können, vor allem, wenn dies in einem Miteinander geschieht.
Martin: Dennis war damals der Floorball-Trainer meines Sohnes bei den Dachsen. Man kann nur dankbar sein, dass Dennis diesen Sport bei den Dachsen ins Leben gerufen hat und wir den schnellen, gewitzten und mit wenigen Voraussetzungen auskommenden Sport heute im Verein haben. Schnell ergab sich allerdings auch die Notwendigkeit, aufgrund der vielen Kinder und mancher spielfreudiger Eltern, die Trainingszeiten abzudecken. So bin ich schnell von der Spieler- in die Trainerrolle gerutscht. Und schnell ergab es sich, dass Dennis und ich die Kinder- und Jugendmannschaften intensiver betreuen wollten, um den Sport von einer „Sonntagsfreizeitaktivität“ noch stärker in eine sportliche Herausforderung für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.
Dennis: Anfangs haben wir mit kleinen Toren, ein paar einfachen Schlägern und umgeklappten Sportbänken unser Training gestaltet. Daher war die Freude bei allen groß, als der Verein für den Bereich ein professionelles Floorballbanden-System anschaffte. Dieses erhöht die Trainingsqualität natürlich ganz grundsätzlich und war ein deutliches Signal, dass Floorball im Verein als ernsthaftes Angebot ins Programm genommen wurde. Das Bandensystem ist zudem auch eine Grundvoraussetzung, um an einem Ligabetrieb teilzunehmen.
Martin: In 2022 haben wir im Rahmen einer Spielgemeinschaft mit dem UHC Berlin erstmals mit Kids an einer U13-Liga teilgenommen. Und die Kids können können stolz sein, da wir bei unserem Debüt es auf den fünften von acht Plätzen schafften. 2023 startete die aktuelle Ligarunde, an der wir mit einer U15-Mannschaft, erneut als Spielgemeinschaft mit dem UHC Berlin sowie dem Berliner TSC teilnehmen. Neben dem Training ist dieses sportliche „Kräftemessen“ für die Kids ein Ansporn, sich weiterzuentwickeln.
2023 nahm der Erwachsenenbereich ebenfalls – und erstmals – als Mannschaft an einer Freizeitliga teil. Auch hier zeigt sich, dass der Wettbewerb einfach großen Spaß macht.
Dennis: Wir haben mittlerweile an bereits mehreren Tagen ein Training bei den Dachsen. Am Montag und Mittwoch trainieren Kinder und Jugendlich zwischen zehn und 15 Jahren, am Dienstag und Sonntag die Erwachsenen. Zudem werden die Kleinen zwischen vier und acht Jahren sonntags an die Sportart herangeführt. Ganz organisch ist der Floorballbereich aufgewachsen und konnte unter den Spielerinnen und Spielern weitere Mitstreiter wie Daniel Weis, Konrad Krumbein und Elric-Thoren Altmann sowie jüngst Tabea Schäfer für den Trainingsbereich gewinnen. Es ist auch ihr Verdienst, dass sich die Sportart bei den Dachsen so gut entwickelt!
Seit Januar 2024 ist Floorball als Abteilung selbständig. Wie beurteilt ihr diesen Schritt?
Dennis: Das finde ich großartig. Ich glaube, dies gibt unserer Sportart eine ganz andere Sichtbarkeit, sowohl innerhalb des Vereins als auch nach außen. Das ist die beste Werbung für diesen tollen Sport. Vorher waren wir innerhalb der Ballsportabteilung vielleicht noch etwas versteckt. Und wir meinen, dass diese Entwicklung auch für die Dachse als Gesamtverein sehr interessant ist, weil Floorball als Angebot nicht in jedem Verein zu finden ist. Sportvereine gibt es ja wie Sand am Meer und viele Sportangebote sind durchaus austauschbar. Deshalb ist es gut, eine Sportart zu haben, die relativ jung und nicht überall zu finden ist. Daraus ergibt sich für uns Dachse ein gewisses Alleinstellungsmerkmal in Pankow. Dabei ist das Zusammenspiel unserer vielen Abteilungen ein zusätzliches Pfund. So wie wir uns freuen, bei unserem „Floorball Girls Day“ am 2. März 2024 Cheerdance-Gruppen aus dem Verein zu Gast zu haben, die zwischen Girls-Schnupperkurs und einem Bundesligaspiel der Damen ihr Können zeigen und Besuchern die Vielfalt des Vereins vor Augen führen
Martin: Der Schritt aus der Ballsportabteilung heraus zu einer eigenen Abteilung Anfang 2024 ist eine Anerkennung für die geleistete Arbeit aller Trainerinnen, Trainer und Mithelfenden. Und in ihm steckt auch eine Verantwortung, Floorball künftig noch weiter aufblühen zu lassen und zu professionalisieren. Dennis und ich möchten dazu beitragen, dass Kids und Erwachsene nicht einfach nur „rumdaddeln“, sondern gefordert und gefördert werden. Dazu war uns auch der Schritt in den Ligabetrieb wichtig.
Im Vordergrund steht natürlich immer der Spaß, zugleich aber wollen wir, dass die Kinder etwas lernen, Skills entwickeln und spüren, wie toll es ist, wenn man eine Lernkurve beschreitet, besser wird, neben der Schule Erfolg hat und natürlich sich auch körperlich auspowern kann. Da auch die Erwachsenen gute Spiele in der Freizeitliga absolvieren, spüren wir, dass auch „die Großen“ Spaß an der Entwicklung von Skills haben. Das Messen mit anderen Vereinen ist für alle motivierend und wichtig.
Dennis: Als eigene Abteilung ergeben sich künftig noch weitere Entfaltungsmöglichkeiten. Damit meinen wir beispielsweise Veranstaltungen wie den bereits erwähnten „Floorball Girls Day“ am oder die Organisation von Freundschaftsspieltagen für Kids wie Erwachsene, an denen auch die Nicht-Ligaspieler dabei sein werden.
Zudem liegt es uns am Herzen, den Floorballsport weiter wachsen zu lassen und weiter zu professionalisieren. Kooperationen mit Schulen sind hier ein Kernelement, um Kids an den Sport heranzuführen. Gerne möchten wir Floorball verstärkt in den Schulen unserer Umgebung einführen. Wer dann nach einem Floorball-Schulangebot weitermachen will, wird dann vielleicht Mitglied bei uns im Verein.
Was sind eure Ziele für die Floorball-Dachse? Wo soll die Reise hingehen?
Dennis: Ich wünsche mir, dass wir eine gute, technische Floorballausbildung anbieten können – von den Kleinkindern an bis zu den Erwachsenen. Egal, ob ambitioniert oder nur als Hobby, sollen die Mitglieder die technischen Grundlagen verinnerlichen, um dadurch mehr Spaß an diesem Sport zu haben. Wir wollen hier alle auf ein solides Niveau heben und irgendwann sagen: Jemand, der bei den Karower Dachsen Floorball spielt, wird zu einer guten Floorballspielerin beziehungsweise zu einem guten Floorballspieler.
Perspektivisch ist es angedacht, dass wir vor allem die Kinder nach und nach in den Wettbewerb mit anderen Teams bringen. Das ist für die Entwicklung eines Kindes nicht verkehrt, weshalb wir auch mit der U15 im Ligabetrieb des Floorball Verband Berlin-Brandenburg teilnehmen.
Das Gleiche kann auch langfristig für die Erwachsenen gelten, die schon jetzt in einer Freizeitliga spielen. Darüber hinaus gibt es auch noch andere Ligen wie die Regional- und Verbandsligen. Da kann ich mir vorstellen, dass wir da auch mal hinkommen. Viele bunte Dachse-Mannschaften zu stellen, die Lust haben erfolgreich Floorball zu spielen, ist eine schöne und motivierende Perspektive.
Martin: Um bei uns den Floorball zu professionalisieren, auszubauen und ausweiten ist der Kinder- und Jugendbereich sehr wichtig. Denn in diesem Alter entstehen Vorlieben für Sportarten, zugleich sind die Ligen im Zweijahresrhythmus gegliedert, was einfach noch mehr gleichaltrige Spielerinnen und Spieler bedeutet. Kids zu mobilisieren, für Sport zu begeistern, neben schulischen Noten physische, sportliche Erfolge zu ermöglichen, ist einfach eine wichtige Aufgabe eines Vereins. Zugleich schwebt über allem immer die Gefahr, dass wir Kinder und Jugendliche in der Pubertät durch neue Interessen sowie ganz allgemein an „digitalen Geräte“ verlieren.
Bewegung, Fitness und Körperlichkeit sind in der Kita noch den ganzen Tag gefordert. Doch bereits mit der Grundschule kommt eine große Zäsur, da man plötzlich sechs Stunden auf einer Schulbank zu sitzen hat. Nicht selten fallen zudem Sportstunden aus, weil Lehrer fehlen, oder werden „notgeleistet“. Wir wollen über den Sport, und bei uns ganz konkret über Floorball, den Kindern und Jugendlichen den Spaß am Bewegen, an der Gemeinschaft und am Erproben, Erkunden und Entwickeln der eigenen Fähigkeiten vermitteln.
Und natürlich freuen wir uns auch über alle Eltern und Erwachsene, die beim Floorball mitmachen, so wie ich ja selbst dazugekommen bin. Denn auch uns „Großen“ macht dieser flinke Sport Beine – und Spaß! Daher wollen wir in Sachen aktiver Mitglieder möglichst weiterwachsen. Aktuell haben wir Kinder vor allem zwischen 10 und 15, 16 Jahren. Im Bereich darunter ist der Zugewinn von weiteren Kindern wichtig, um den Ligabetrieb zu unterfüttern. Daher sehe ich Potenziale in der Vernetzung mit den Schulen des Kiezes. Große Klasse wäre es aber auch, wenn wir ebenso für unsere Erwachsenen-Mannschaft neue Floorball-Fans gewinnen könnten!
Und last but not least wollen wir das Thema Sponsoring und Crowdfounding angehen. Denn die ständig wachsenden Kids brauchen immer wieder neue Trikots. Einige Trainingsgeräte fehlen uns noch und auch unser Bandenreservoir wollen wir ausbauen, sodass wir parallel gar zwei Felder stellen können. Da der Sport sehr attraktiv ist, hoffen wir, Unternehmer oder andere Förderer aus der Region für uns begeistern. Eine Zukunftsidee ist zudem auch eine mobile Außenanlage, um den Sport Outdoor auf Sportfesten, in Schulen und im Kiez vor Ort erlebbar machen zu können …
Zum Schluss noch die Möglichkeit Werbung in eigener Sache zu machen. Warum sollte jeder einmal einen Floorball-Schläger in der Hand halten?
Dennis: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe da natürlich sehr meine Floorball-Brille auf den Augen. Ich liebe den Sport, weil er sehr technisch ist. Die Tricksereien, die man mit so einem Schläger machen kann, sind total toll. Man kann da rumzaubern, verrückte Sachen machen und es ist nicht einfach nur Gebolze. Zudem verfügt Floorball auch über eine gewisse Ästhetik. Deshalb glaube ich, dass er Leute anspricht, die mal einen schön aussehenden Sport machen wollen, der zudem viel Spaß macht.
Martin: Ich finde, das ist eine gute Frage. Wobei die Frage auch ist, welchen Schläger man wie hält (lacht). Denn es gibt für Rechts- und Linkshänder verschiedene Schläger, verschiedene Längen, Materialien und Flex-Grade. Dennoch ist Floorball ist ein toller, schöner und herrlich schneller Sport, der eigentlich nur wenige Voraussetzungen mit sich bringt. Ein Schläger, den wir ja auch zum Ausleihen haben, ist nicht teuer – und schon kann es losgehen. Floorball ist ein Teamsport, in dem der Einzelne nur mit anderen zusammen gut spielen kann. Außerdem ist Floorball eine Sportart, die schnell Lernfortschritte mit sich bringt. Jeder kann einfach einsteigen, auch als Erwachsener, und schnell ein guter Spieler werden. Außerdem ist es bei weitem nicht so gefährlich wie Hockey oder Eishockey.