Zwischen dem Dachsbau in Berlin-Karow und der Residenzstadt Potsdam liegen exakt 48,3 Kilometer. Die explodierende Freude, die bei der Siegerehrung des „Hey CDC“ – Crosslevel Dance Competition – aus der pickepackevollen Potsdamer MBS-Arena zu hören war, ist um die Mittagszeit am Samstag, den 3. Juni auch in Karow angekommen.
Aber von vorne, denn der Tag startete für die Tanzgruppen der Karower Dachse um Emilie und Trixi König bereits im Morgengrauen. Nach dem späten Freitagtraining verabschiedete Emilie ihre Tänzerinnen mit einem „Wir sehen uns gleich, geht früh schlafen“. Doch viel Schlaf fanden wohl nur die wenigsten der Dachse-Tänzerinnen. Zu sehr mischte sich in ihnen das Gefühl aus Aufregung, Anspannung und Vorfreude. Kurz nach sechs Uhr gab es dann einige müde Gesichter am S-Bahnhof in Karow. Doch während der zweistündigen Bahnfahrt nach Potsdam verdrängten tänzerische Bewegungen und ein paar Tassen Kaffee – bei den älteren Tänzerinnen – die Müdigkeit. „Schon fast traditionell haben wir unser Bahntanzen durgeführt – also unsere Erwärmungslieder in der S-Bahn getanzt. Die ganze Bahn hat gewackelt und wir haben für gute Laune bei den andern Bahnfahrerinnen gesorgt“, schildert Emilie.
Malcom als zusätzliche Motivation?
Angekommen in Potsdam ging dann alles recht schnell. Die „Spirit Stars“ waren recht früh mit ihrem Auftritt an der Reihe. Aufgrund der Vorbereitung und Stellproben verpasste die junge Tanzgruppe der Karower Dachse auch die Eröffnungszeremonie in der Halle. Wenig später tauchten die Tänzerinnen dann aber in die bestens gefüllte Halle und eine Superstimmung ab. Zusätzliche Motivation verschaffte den „Spirit Stars“ die Anwesenheit ihres Idols und TikTok-Stars Malcom, der als Jurymitglied agierte. Natürlich wurden entsprechende Selfies für die Ewigkeit mit nach Hause genommen. Was die „Spirit Stars“ mit ihrer Show „Level up“ auf das Hallenparkett zauberten, war für ihre Trainerin Emilie und Abteilungsleiterin Trixi nur schwer in Worte zu fassen: „Es war von der Power, von den Gesichtsausdrücken einfach mega. Alle waren super drauf und haben komplett abgerissen“.
Da die Konkurrenz beim „Hey CDC“ fast ausschließlich aus professionellen Tanzschulen aus ganz Deutschland bestand, machte Emilie ihren „Spirit Stars“ wenig Hoffnung auf eine vordere Platzierung. „Wir wollten Erfahrung sammeln und es genießen. Das Warten bis zur Siegerehrung war schon sehr lang. Insgeheim haben wir uns etwas Hoffnung auf einen dritten Platz gemacht. Als der dann aber an eine andere Tanzgruppe ging, war die Anspannung eigentlich abgefallen. Dann sagte der Moderator: ‚Platz 2 für Spirit‘. Bis ich verstanden habe, dass wir das sind, ist eine halbe Ewigkeit vergangen. Dann überkam es alle: Freudenschreie, Tränen, Jubel“, umschreibt Emilie den eingangs des Berichtes erwähnten Moment der kompletten Ekstase. „Der Moderator sagte auch, dass wir die Gruppe waren, die sich am meisten gefreut hat. Das harte Training mit vielen Stunden wurden letztendlich von der Jury belohnt. Dass wir uns als kleiner Verein gegen Tanzschulen so beweisen, hätte ich nicht erwartet“, so Emilie. Und Abteiungsleiterin Trixi ergänzt stolz noch ein Lob für ihre Tochter: „Die Trainerin hat mir ihrer tollen Art, ihren Ideen und Choreografien sowie der Musik auch alles dafür gegeben“.
Erstmals in der Erwachsenenkategorie
Doch mit der Siegerehrung der Spirit Stars war dieser aufregende Tag in Potsdam lange noch nicht zu Ende. Der Auftritt der „Moving Collective“ stand am späteren Nachmittag noch auf dem Plan. „Erstmals sind sie in der Erwachsenenkategorie angetreten. Und es war ein Auftritt, der sich deutlich von allen anderen Tanzgruppen an diesem Tag unterschieden hat. „Wir haben ein komplett anderes Konzept gefahren. Wir haben den Hoodie als Requisite genutzt. Beim ersten Teil der Choreo hatten die Mädchen die Kapuze vor dem Gesicht. Ich habe nur aus der Jury gehört: ‚Äh? Das machen die nicht oder?‘“, erzählt Emilie. Die Tanztrainerin der Dachse war voller Begeisterung beim tollen Auftritt der „MCs“ (Moving Collective) dabei. „Es war eine große Power und ich war megastolz. Sie waren ja nur zu Neunt und haben alle ihre Sache fantastisch gemacht. Viele der Mädchen begleite ich schon viele Jahre. Es ist toll zu sehen, wie sie groß und mittlerweile ausgereifte Tänzerpersönlichkeiten geworden sind. Alle haben sich in ihren Leistungen extrem verbessert“, verteilt Emilie Bienchen an ihre MCs. Nach dem Auftritt war dann erneut ein lange Warten angesagt. Erst gegen 20 Uhr fand die Siegerehrung statt. Die MCs traten in einer Kategorie mit 15 Kontrahenten an. Der Sprung unter die Top3 glückte zwar nicht, aber am Ende stand ein starker siebter Platz zu Buche. „Wir sind im guten Mittelfeld gelandet. Wir wurden gesehen, gewürdigt und am Ende belohnt“, so Emilie zum Abschneiden ihrer „Großen“.
Noch ein Tanzbattle?!
Ein Highlight hatte dieser Tag dann für die Tanz-Dachse noch parat. Denn Mia – eine der jüngsten der Spirit Stars – meldete sich zum Tanzbattle beim Hey CDC. „Ich glaube sie wusste gar nicht so richtig was das ist“, lacht Emilie. Der Effekt war auf jeden Fall riesig, denn von dem Moment erfasste alle Dachse-Tänzerinnen das „Tanzbattle-Fieber“. Auf dem Weg nach Hause, in der S-Bahn oder auf dem Bahnsteg – überall wurden Tanzbattle ausgetragen. „Jetzt kommen wir nicht drum herum, dass auch mal ins Training zu integrieren“, so Emilie lachend. Gegen 23 Uhr trudelten die Tanz-Dachse zu Hause ein und fielen todmüde, aber überschwänglich glücklich ins Bett. „Wir waren 17 Stunden unterwegs. Es gab viele nervenaufreibende Momente. Es war ein Tag mit megatollen Erfahrungen und ein Ergebnis, mit dem wir nie gerechnet hätten“, sagt Emilie abschließend. Und Trixi ergänzt: „Es war die bestorganisiertes Meisterschaft auf der wir bisher waren und eine so coole Stimmung. Das werden wir nie vergessen.“